----------------------------------- Die Aufhörer ----------------------------------- Was ich ja besonders merkwürdig finde am Rauchen, also das steht auf meiner Liste jedenfalls ganz oben, daß die Raucher eigentlich ständig gerade am Aufhören sind. Und dann packt das vielleicht mal einer von zehn. Und was ist mit den übrigen neun? Die machen weiter. Immer gerade das allerletzte Zigarettchen, das letzte Päckchen, das endgültig allerletzte Jahr. Dann die Kubaner. Die sind mit Widersprüchen groß geworden, schon klar, in Fidels Tropenkommunismus. Und ihre ersten Havannas haben die ja wohl schon mit der Muttermilch genuckelt. Die Kubaner kennen sich also aus mit dem Rauchen. Deshalb war vor drei Jahren diese Platte der absolute Hit auf Kuba: "Parar de Fumar", das heißt "mit dem Rauchen aufhören". Könnt ihr euch sowas in Deutschland vorstellen? Na bitte. So ein unglaublich hektisches Stück, eine Merengue, oder wie nennt man das. Da geht es so hin und her zwischen einem Mann und einer Frau, die haben gerade eine ernste Ehekrise. Und nun machen sie sich gegenseitig Vorhaltungen, aber alles gesungen. Sie jammert: "Du kannst mich nicht lieben, ohne mich zu verdächtigen. Aber ich soll dir vertrauen. Das macht mich immer nervöser." Dann er, so ganz trocken: "Schatz, die Sache ist ja viel einfacher. Komm ins Bett, ich bin schon in Unterhosen." Darauf wird sie ganz dramatisch. "Von Sonne zu Sonne habe ich dich geliebt", also wenn das mal stimmt, "aber du erhöhst dauernd den Preis. Ich hab' dir mein Herz geschenkt, aber das Sakrifiz schmeckt wie'n Sakrileg." Das Wortspiel kommt natürlich auf Spanisch besser. Dann dieser hektische Chor: "Mit dem Rauchen aufhören, ich möchte mit dem Rauchen aufhören!" Die Raucher und die Liebenden, also das ist praktisch die These hier, wenn ich das mal erklären darf. Die leben in so einem Übergangszustand. Da richten sie sich ein. Sie leben auf der Schwelle: Heute bin ich, morgen bin ich Ex. Exfrau, Exmann, Nichtraucher. Manchmal überkommt einen dann so eine Sehnsucht nach Sicherheit, das ist ja klar, und man malt sich aus, wie alles zuende ist, die Liebe, die Raucherei. Vielleicht das Leben insgesamt. So wie die Frau: "Rauchend warte ich auf einen Tod, den ich nicht will." Dann sitzen sie da, in Nebelschwaden. Sie wieder: "während ich rauche, stößt mein Gehirn Rauch aus." Sie wissen natürlich alle beide, daß es eine ganz einfache Lösung gibt. "Wenn wir doch wissen, daß ich weiß, daß du weißt: Du willst mit dem Rauchen aufhören." Also Schluß machen. Aber was dann? Etwa als Nichtraucher leben?